Bad Nauheim – es wird überregional

8. Fahrrad-Trial am 2. Juli 1977  – es kommen Fahrer aus Oelbronn

Beim 8. Fahrrad-Trial erschienen erstmals drei auswärtige Fahrer von einem Club aus der Welt des Motorrad-Trialsports – und zugleich auch aus der Welt des Radsports! Sie waren vom RMSC Oelbronn, was für „Rad- und Motorsport Club Oelbronn“ steht, ein 1955 gegründeter Verein. Ich kannte ihn vom Motorrad-Trial und war zwei Wochen zuvor, am 19. Juni 1977, in Oelbronn mit meiner 50ccm- Trial-Zündapp bei einem TSG (Trialsport-Gemeinschaft)-Südwest-Wertungslauf gefahren.

Beim TSG-Lauf in Oelbronn am 19. Juni 1977 (Foto Fritz Schneider)

In Oelbronn hatte ich natürlich nach Trialaktivitäten der Radsportabteilung gefragt, die sich aber auf andere Disziplinen, wie Radball usw., bezogen und nicht auf Fahrrad-Trial. Ich erzählte von meiner Veranstaltung zwei Wochen später in Bad Nauheim und als die Oelbronner nicht abgeneigt waren, versprach ich, ihnen eine Skizze zu schicken, mit der sie zum Beginn der Ausschilderung finden würden. Und tatsächlich sind die Oelbronner dann gekommen!  – Die drei Jungs aus Oelbronn fuhren in der Altersklasse bis 12 Jahre, die einer von ihnen, Uwe Lilge, überlegen gewann – bei ihm dürfte ein Pokal mit der Aufschrift „SJR Bad Nauheim“ herumstehen. Es war das erste Mal, daß auswärtige Fahrer beim Fahrrad-Trial in Bad Nauheim am Start waren. Und es war der Beginn des Fahrrad-Trials in Oelbronn, das nun aufgebaut wurde und in den darauffolgenden dreißig Jahren einige bekannte Fahrer wie Nina Reichenbach und Jonas Friedrich hervorbrachte.

Der Sieg von Thomas Barczikowski in der Klasse über 12 Jahre (sein jüngerer Bruder Dirk gewann zwei Jahre später beim 11. Fahrrad-Trial die Klasse bis 12 Jahre) fiel damals niemandem groß auf. Erwähnenswert ist er aber deswegen, weil Thomas Barczikowski drei Jahre später mit inzwischen Siebzehn eine Profikarriere als Eishockey-Stürmer in Bad Nauheim begann und einer der gefeierten Stars („Barczi“) in der Paradesturmreihe der Bad Nauheimer wurde.

4 mal 7 Sektionen (siehe ganz unten auf der abgebildeten Ergebnisliste) waren eine Menge Holz und die regionalen Fahrer hatten schon die an diesem heißen Tag nicht zu unterschätzende Anfahrt auf ihren Fahrrädern zum nicht ganz nahen Gelände in den Wäldern des Wintersteingebiets bei Ober Mörlen hinter sich. Vielleicht lag es daran, daß „Altstars“ wie Holger Gmyrek oder Gunther Erbe, die bei früheren Veranstaltungen geglänzt hatten, nach einigen Runden mit Strafpunktzahlen, die nicht siegverdächtig waren, aufgaben. Sie hatten sicher nicht mit Thomas Barczikowski gerechnet, der das erste Mal dabei war, mit jeder Runde dazulernte und seine sportlichen Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis stellte. Nur Rolf Benthaus konnte mit ihm einigermaßen mithalten – als ewigen Zweiten möchte ich Rolf Benthaus aus Nieder Mörlen hier einmal als einen beständig guten Fahrer herausstellen, zu dem das Motto paßte: „Immer gut ist sehr gut!“

Helmut Rühl, der Kunstradfahrer vom Radfahrerverein Germania in Rockenberg (bei Bad Nauheim), war auch wieder mit dabei. Ich fand es sehr sympathisch, daß jemand, der normalerweise Turnübungen auf dem Fahrrad in der Halle gewohnt war, die Geschicklichkeit auf dem Fahrrad hier einmal ganz anders praktizierte und seinen Horizont erweiterte. Er brachte auch immer mal Fahrer zu den Trials mit.

 

Ergebnisliste 8. Fahrrad-Trial am 02.07.1977

Bericht über das 8. Fahrrad-Trial am 2. Juli 1977 in TRIALSPORT Nr. 18 (August) 1977, S. 10

 

9. Fahrrad-Trial am 22. April 1978  – erstmals kommen die Fürstenhagener

Ankündigung in der WETTERAUER ZEITUNG

Ich stand natürlich mit Günter Schlieper in Verbindung, der im Jahr zuvor den Velo-Trial-Pokal in Fürstenhagen ins Leben gerufen hatte. Es wurde also ausgemacht, daß die Fürstenhagener nach Bad Nauheim zu meinem Fahrrad-Trial kommen würden – die nebenstehende Vorankündigung in der WETTERAUER ZEITUNG macht deutlich, daß die Fürstenhagener in Bad Nauheim erwartet wurden.

Da man die Kirchner Hütte nicht mit dem Auto erreichen kann, befand sich Start und Ziel diesmal näher an der Eichberg Hütte, die sich unweit der Stelle befindet, wo beim ersten Fahrrad-Trial die Sektion 5 gelegen hatte (siehe die Karte auf der Seite „Bad Nauheim – Trial am 25.05.1974“). Auch hier hat ein einstiger Steinbruch zahlreiche Löcher im Wald hinterlassen, die – in Verbindung mit später gewachsenen Bäumen und ihren Wurzeln – zahlreiche Möglichkeiten für Sektionen ergaben. Zum ersten Mal wurde nun dieses Gelände intensiver für das Trial genutzt. Aus dem untenstehenden Bericht in TRIALSPORT schließe ich, daß sich ein paar der sieben Sektionen auch auf dem Gelände an der nahegelegenen Kirchner Hütte befunden haben dürften, denn an Sektionsdetails kann ich mich – ehrlich gesagt – hier nicht mehr erinnern. Aber wie ich mich kenne – und auch das geht ja aus dem damaligen Bericht hervor – habe ich auf ein Stück Zwischenstrecke bestimmt nicht verzichtet.

Aus den nachfolgend veröffentlichten Berichten geht hervor, daß die Beteiligung bei diesem Trial enttäuschend war. Vielleicht hätte ich in der Vorankündigung die auswärtigen Fahrer nicht erwähnen dürfen, die für die Einheimischen möglicherweise abschreckend waren. Die von auswärts kommenden „Experten“ hoben nun das Niveau und brachten frischen Wind mit – genau dadurch aber stahlen sie den einheimischen Fahrern, die bisher im Mittelpunkt gestanden hatten, die Schau und machten sie nunmehr zu Randfiguren. Diesen Zwiespalt gibt es überall, auch innerhalb von Vereinen. In San Feliu de Codines in Katalonien hat er Jahre später dazu geführt, daß das heutige Legends Trial entstand, das einstigen einheimischen Fahrern und auch allen anderen, die mit dem immer mehr gestiegenen fahrerischen Niveau nicht mithalten können oder wollen, ihren früheren Fahrspaß in zwar anspruchsvollen, aber eben doch machbaren Fahrsektionen – in SFDC mit den Fahrrädern von damals – zurückbringen soll.

Die Eichberg Hütte im Frauenwald im September 2014
Bericht in der WETTERAUER ZEITUNG über das 9. Fahrrad-Trial am 22. April 1978

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bericht über das 9. Fahrrad-Trial am 22. April 1978 in TRIALSPORT 28 (Juni) 1978, S. 32

10. Fahrrad-Trial am 11. November 1978

Beim 10. Fahrrad-Trial an der Frauenwaldschule waren zwar keine auswärtigen Fahrer am Start, dennoch möchte ich die Veranstaltung hier vorstellen wegen einiger schöner Fotos – die meisten davon in Schwarzweiß, da weder die regionale WETTERAUER ZEITUNG, noch TRIALSPORT Farbfotos gebrauchen konnten.

Fahrerbesprechung. Das Weiße am VW-Bus sind aufgeklebte Papierrollen, die als Rundentafel dienten. Oben im Wald erkennt man den weißen VW-Bus der Johanniter-Unfallhilfe.
Start und Ziel während des Trials. Man vergleiche die Örtlichkeit mit dem zweiten Foto auf der Seite „Bad Nauheim – weitere Trials“
Ein Bonanzarad in der Sektion an Start und Ziel (Foto: Luthard Menke)
Die Sektion am Wasserkessel

Bericht in TRIALSPORT 34 (Dezember) 1978, S. 13-14

 

11. Fahrrad-Trial am 29. September 1979 – zweiter Besuch der Fürstenhagener in Bad Nauheim

Es war das zweite Mal, daß die Fahrrad-Trialer aus Fürstenhagen nach Bad Nauheim kamen und das letzte Mal, daß Bad Nauheim kein Lauf zum Velo-Trial-Pokal war. Organisatorisch war das Trial mit rund 50 Teilnehmern und vier Runden mit sieben Sektionen ein großer Erfolg und ich hatte mir angesichts des Erscheinens der Fürstenhagener, die sich angekündigt hatten, besondere Mühe gegeben. Die Strecke war diesmal weitläufig und bezog auch den Waldhang mit ein. Nach der Sektion 2 am Wasserkessel wurde steil nach oben geschoben und oben ein Waldweg am Hang erreicht, über den es zur Sektion 3 ging, die am Weg lag. Von dort führte eine schöne Zwischenstrecke diagonal zum Hang wieder steil nach unten. Auf halber Höhe dieser Hangpassage befand sich in einer von Tannen bestandenen kleinen Mulde die vierte Sektion, die hauptsächlich aus Wurzeln bestand, bevor es dann wieder nach unten ging zum altbekannten Gelände mit den restlichen drei Sektionen. Es gab diesmal ein paar Bergaufsektionen, die Fahrer belohnten, die mit Köpfchen Möglichkeiten zum Schwungholen oder günstige Fahrspuren nutzten. Das galt auch für die einheimischen Fahrer mit ihren Serienfahrrädern, die aber überall Erleichterungen vorfanden. Beim Sektionsmachen habe ich mich immer vergewissert, daß in den normalen Klassen alle Spuren mit einem serienmäßigen Fahrrad machbar waren.

Die Fürstenhagener kamen mit einem NSU mit Anhänger und einem VW-Bus (hinten am rechten Bildrand) und brachten elf Fahrer mit! Zur Orientierung: die Usa-Brücke und die Frauenwaldschule befinden sich auf diesem Bild links, im Hintergrund ist Start und Ziel, der Wald mit den sieben Sektionen ist rechts.
Diesmal gab es sogar einen Parc fermé. Im Hintergrund der Golfplatz, Start und Ziel rechts.
Die Fürstenhagener Fahrer machten den Anfang und warten auf die Einfahrt in die erste Sektion. Obwohl die auswärtigen Experten mit ihren Spezial-Fahrrädern in einer eigenen Klasse starteten, stahlen sie natürlich den einheimischen Fahrern ein bißchen die Schau. Man meint fast, es auf dem Foto zu erkennen! – In der Bildmitte mit den Streifen am Overall Klaus Schmerse. Den Namen des Fürstenhageners rechts neben ihm weiß ich nicht, rechts daneben im Hintergrund mit der trialmäßigen Zipfelmütze jedenfalls Dietrich Siemon, genannt Fido.
Ein Bonanza-Spezial-Trialfahrrad aus Fürstenhagen. Nach der Auffahrt geht es rechts rum.
Klaus Schmerse aus Fürstenhagen geht den Wasserkessel an.
Vielleicht die schönste Stelle des Trials – die schräge Auffahrt am Wasserkessel in Sektion 2. Fido (Dietrich Siemon) macht hier alles richtig.
Dieselbe Stelle. Das Spezial-Fahrrad ist angesichts des Kotflügels fast schon ein Motorrad, aber der Erfolg bleibt hier trotzdem aus. Ein „Dreier“ ging mit einem Fahrrad fast immer – zu dieser Zeit fuhr man noch mit der Motorrad-Wertung. Einer der Fürstenhagener Fahrer.
Der Anfang von Sektion 3 oben am Hangweg.
Dieselbe Stelle in Sektion 3
Die Fortsetzung von Sektion 3 – und schon ist der Fuß unten. Hier ein 24er-Fahrrad im Easy Rider Look mit Hochlenker und Rückenlehne – ein Zeitdokument. Im Hintergrund die Tannen in der Mulde am Hang, in der die Sektion 4 lag (siehe Text zu Beginn). Das Helle außerhalb des Waldes ist unten der Golfplatz.
Die Ausfahrt von Sektion 4 in der Mulde am Hang. Der Fahrer fährt in der Anfängerspur.
Auch das war eine schöne Auffahrt – unten in der Nähe des Golfplartzes. Hier ein Teilnehmer mit einem Rennrad – wichtiger als das Fahrrad war aber, daß die Spur, die Geschwindigkeit und der Rhythmus stimmten. Noch sind die Füße oben, aber ich bin mir bei diesem Bild nicht sicher, ob es dabei geblieben ist.

 

Ergebnisliste Teil 1. Dirk Barczikowski ist der Bruder des Eishockeyspielers Thomas Barczikowski, der das 8. Fahrrad-Trial zwei Jahre zuvor gewann.
Ergebnisliste Teil 2. Rolf Pfeilsticker und Thomas Deichfuß gehörten kurz darauf zu den ersten Fahrern des Melsunger Vereins um Joachim Will.
Ergebnisliste Teil 3
Bericht über das 11. Fahrrad-Trial in TRIALSPORT 44 (Dezember) 1979, S. 25

 

12. Fahrrad-Trial am 28. September 1980 – erstmals zählt das Fahrrad-Trial in Bad Nauheim zum Velo-Trial-Pokal

Zum ersten Mal zählte das Fahrrad-Trial in Bad Nauheim als ein Wertungslauf zum Velo-Trial-Pokal. Und deswegen hatten sich diesmal auch die Emmendinger mit den beiden Fahrern Hansjörg Rey und Andreas Zipf angesagt, die nun erstmals auf die Fürstenhagener treffen würden. Dementsprechend hatte ich mir diesmal besondere Mühe gegeben und Punktrichter für acht Sektionen aufgetrieben, die viermal zu befahren waren.

Die Sternwarte auf dem Johannisberg, deren unterer Teil  einst ein Kirchturm war. Linkerhand liegt das Café, geradeaus geht es zur Weber Hütte.

Von der Strecke her war es vielleicht das schönste der Bad Nauheimer Fahrrad-Trials gewesen. Allein das Gelände hoch oben über der Stadt ist schon landschaftlich spektakulär  – vom Café ganz in der Nähe des Geländes kann man über Bad Nauheim hinweg bis zum Vogelsberg hinübersehen. Hinzu kommt die Atmosphäre alter Baulichkeiten aus allen erdenklichen Zeiten. Der Kirchturm aus dem 13. Jh., der 1866 zum Aussichtsturm aufgestockt wurde, wird heute als Sternwarte genutzt. 100 m entfernt davon stehen die Fundamente eines römischen Signalturms. An der Weber Hütte, eine der romantischen Schutzhütten aus der Zeit um 1900, befindet sich auch noch der Wolfsgraben, der vermutlich aus keltischer Zeit stammt und der Verteidigung des heutigen Johannisbergs diente. Die Kelten mögen verziehen haben, daß sich auf ihren Verteidigungswall beziehungsweise im Graben zwei schöne Sektionen befanden und auch die Felsen, die bei Ausgrabungen der Zeit um 1900 in dem Keltenwall gefunden wurden und die man dann als urige Ziersteine vor die Weber Hütte legte, gaben eine tolle Felsensektion ab. Leider sind diese Steine heute so sehr zugewachsen, daß man sie gar nicht mehr erkennen kann – 1980 lagen sie frei und alles war gepflegt. Ich füge ein entsprechendes Foto bei.

Ein älteres Foto der Weber Hütte, als alles noch gepflegter und nicht so zugewachsen war, mit den Felsen der Felssektion im Vordergrund.. Der Stein, über den Hansjörg Rey im folgenden Bild fährt, ist im obigen Bild am linken Bildrand gerade noch zur Hälfte mit auf dem Foto. Über die schräge Platte am rechten Baum ging es wieder hoch. Rechts des rechten Baums gibt es einen fünften Felsen, der den Abschluß dieser nur von den Experten zu fahrenden Sektion bildete.
Der damals 14jährige Hansjörg Rey aus Emmendingen in der Felsensektion vor der Weber Hütte. Das Foto stammt aus dem Bericht der WETTERAUER ZEITUNG über dieses Bad Nauheimer Fahrrad-Trial. Ich selbst konnte leider wider Erwarten kaum fotografieren – aus den Gründen, die im Text nachzulesen sind!
So sieht die Weber Hütte im Jahr 2025 aus! Es ist fast dasselbe Bild wie das zwei Fotos weiter oben, nur stand der Fotograf auf dem obigen, älteren Bild etwas weiter rechts. Auf dem hiesigen, „zugewachsenen“ Bild ist der rechte der beiden Bäume in der Bildmitte, der etwas mehr im Schatten steht, auf dem obigen, älteren Bild der Weber Hütte am linken Bildrand zu sehen. – Wer ganz genau hinsieht, kann die Weber Hütte zwischen den zwei engstehenden Bäumen in der Bildmitte sogar finden! Auf dem folgenden Foto sieht man es besser. Zwischen diesen beiden Bäumen ist Hansjörg Rey auf dem Foto der WETTERAUER ZEITUNG zu sehen.

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Nicht die Weber Hütte ist zugewachsen, sondern die davor liegenden Felsen aus der Zeit um 1900, die eine herrliche Sektion abgaben.
Dieses Bild ist eine schöne Ergänzung zu den vorherigen Fotos. Es stammte von Paul Guse und ist dem damaligen Bericht in TRIALSPORT über diesen VTP-Lauf (s.u.) entnommen. Die Beschriftung ist aber falsch, denn hier ist Andreas Zipf zu sehen.

Einen Wermutstropfen allerdings gab es. Die Zeit verging und der Startzeitpunkt um 14 Uhr nahte, ohne das die Fürstenhagener eintrafen! So fand dieser erste VTP-Lauf in Bad Nauheim ohne die Beteiligung der Fürstenhagener statt! Handys gab es noch nicht und so wußte man nicht, ob eine Panne oder gar ein Unfall passiert war. Wie sich später herausstellte, hatten die Fürstenhagener den Termin schlicht und einfach vergessen! Günter Schlieper sagte mir später am Telefon: „Hättste doch einfach vorher nochmal angerufen!“ – aber damit, daß die Fürstenhagener einen VTP-Lauf vergessen, hatte ich nicht gerechnet. Traurig waren natürlich gerade die Emmendinger, für die es ja nicht um VTP-Punkte ging, sondern die eigentlich gekommen waren, um sich endlich einmal mit den Trial-„Stars“ aus Fürstenhagen zu messen. Ich finde, man sieht mir bei der Fahrerbesprechung diesen Wermutstropfen an – man wußte ja zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, was genau los war. – Trotzdem gab es über fünfzig Starter – mit den Fürstenhagenern wären es sicher 60 geworden.

Ich habe dann etwas gemacht, das ich bei meinen eigenen Trials nur ganz selten gemacht habe: ich bin selbst mitgefahren, damit die beiden Emmendinger nicht ganz alleine in der Expertenklasse blieben. Es ist das einzige Mal gewesen, daß ich gegen Hansjörg Rey gewonnen habe, der damals noch auf dem Weg nach oben war. Und es waren halt auch meine Sektionen, wie ich sie mochte und ausgesucht hatte. Der Nachteil war, daß ich dadurch nur ganz wenige Bilder fotografieren konnte. Ein toller Zufall, daß diesmal der Fotograf der WETTERAUER ZEITUNG dabei war und ein paar schöne Aufnahmen gemacht hat. Paul Guse, der übrigens noch beim Trial Lamborelle in Belgien mitgefahren ist, versprach deswegen, seine Aufnahmen beizusteuern – er schickte seine Abzüge direkt an TRIALSPORT nach Celle, wo Felix die falsche Beschriftung des obigen Fotos mit Andreas Zipf vornahm. Heutzutage hätte der Paul mir seine Fotos ganz einfach gemailt, aber davon wußte man 1980 noch nichts.

Fahrerbesprechung. Hier sieht man übrigens mal deutlicher die Hintergrundplakate des SJR Bad Nauheim, auf die die DIN A4-Plakate der jeweiligen Veranstaltung aufgeklebt wurden, und ebenso eine einfache Rundentafel im noch nicht digitalen Zeitalter, aufgeklebt auf einen Ford Transit.
Es gab noch eine weitere Sektion neben der Weber Hütte.
Kai Guse in einer schönen Bergaufsektion am Schräghang.
Hansjörg Rey und Andreas Zipf in Bad Nauheim 1980. Die Aufkleber „Lay Trialsport“ stammen vom Handel mit Motorrad-Trialzubehör und -Bekleidung, den Michael Lay damals betrieb. Die Fahrräder sind noch trialmäßig umgebaute Bonanza-Stingray-Bikes, die vor der BMX-Welle populär waren. Mit den BMX-Trialfahrrädern von LTS (Lay Trialsport) ging es erst danach los. Foto und Informationen: Hansjörg Rey
Schöne Fotos hat der Fotograf der Zeitung aufgenommen und die Größe des Artikels in der WETTERAUER ZEITUNG war toll! Auf dem rechten Foto erkennt man am rechten Bildrand den Turm der Sternwarte auf dem Johannisberg. – Ich habe mich in meinen Berichten für die WETTERAUER ZEITUNG nie groß herausgestellt. Die Überschrift machte aber immer die Zeitung und wenn sie in den Ergebnissen einen Anlaß dafür sah, machte es denen großen Spaß, mich in der Überschrift gerade groß herauszustellen. Nach meinem zweiten Platz beim britischen Lauf zum ersten Eurocup 1982 lief es genauso.

Bericht in TRIALSPORT 56 (November) 1980, S. 26-27. Die Rubrik „Gernots Fahrradecke“ gab es in TRIALSPORT ab Heft 55 (Oktober) 1980. Ab April 1983 (TRIALSPORT Heft 85) übernahm Hansjörg Rey die „Fahrradecke“ dann zusammen mit einigen Anderen bis 1988.

Die weiteren Bad Nauheimer Fahrrad-Trials

Die weiteren Bad Nauheimer Fahrrad-Trials fanden – bis auf die beiden letzten – ebenfalls mit auswärtiger Beteiligung stand und waren Teil der vor allem von Günter Schlieper vorangetriebenen Bestrebungen, eine deutsche Fahrrad-Trialmeisterschaft ins Leben zu rufen. Das 13. Fahrrad-Trial am 20.09.1981 war ein Lauf zum Velo-Trial-Pokal, das 14. Fahrrad-Trial am 26.09.1982 ein Regionallauf Nord der deutschen Meisterschaft, das 15. Fahrrad-Trial am 11.11.1984 ein Jubiläums- und Test-Trial 1  auf dem Gelände des ersten Fahrrad-Trials 1974 an der Kirchner Hütte und das 16. Fahrrad-Trial am 28.09.1985 ein Lauf zur Norddeutschen Fahrrad-Trialmeisterschaft. Diese Dinge passen aber besser unter Punkt 6 auf die Seite „Die Ausdehnung des Velo-Trialpokals zur Deutschen Meisterschaft“ und werden deswegen dort – soweit relevant – mit dargestellt.

Die beiden letzten Fahrrad-Trials in Bad Nauheim, das 17. im Jahr 1986 und das 18. und letzte 1988 – die Pause 1987 ist bezeichnend – mit gerade einmal zehn Teilnehmern standen schon im Zeichen des Niedergangs des Bad Nauheimer Fahrrad-Trials, das den Anschluß an die Entwicklung des Fahrrad-Trials verloren und zum Schluß nur noch wenige Teilnehmer hatte. Die Ursache dafür war, daß es in Bad Nauheim aus verschiedenen Gründen leider nie zur Gründung eines Vereins gekommen ist. Dabei war, wie ich erst viel später erfuhr, der Vater eines regelmäßigen einheimischen Teilnehmers sogar Schlosser gewesen – bestimmt wäre da etwas möglich gewesen. Rührend fand ich, daß nach vielen Jahren, irgendwann in den Neunzigern, ein früherer Teilnehmer bei meinen Eltern klingelte und nachfragte, ob denn das Fahrrad-Trial gar nicht mehr veranstaltet würde.

 

  1. Es handelte sich um einen Versuch, „die Fahrer mit Hilfe einer Sektionshöchstfahrzeit dazu zu zwingen, wieder mehr zu fahren, ohne dabei das neuzeitliche Hüpfen abzuwürgen. Das Ganze sollte also so eine Art Kompromiß sein. Die Erfahrung dieses Versuchs hat gezeigt, daß ein Zeitlimit nicht dazu geeignet ist, das beinahe untergegangene Fahren in der Sektion wieder etwas mehr zu beleben. Das Hüpfen ist inzwischen so perfekt geworden, daß es kaum langsamer als das konventionelle Fahren ist. Trotz des Zeitlimits wurde nach wie vor gehüpft und im Zweifelsfall das Risiko einer Zeitüberschreitung in Kauf genommen“. Bei diesem Trial ging es für die Experten erstmals über den Felsquader, der unter Punkt 5 auf der Seite „Bad Nauheim – Fahrrad-Trial am 25.05.1974“ auf der Karte bei Sektion 3 als „Felsen“ eingezeichnet ist. Das Ergebnis der Experten-Klasse beim Jubiläums-Trial im November 1984: 1. H.J. Rey 16, 2. A. Kromer 22, 3. O. Scheffler 23, 4. P. Marques 28, 5. H. Meyfarth 48, 6. B. Binz 51, 7. G. Merkel 61, 8. F. Oberle 64, 9. J. Will 80; in: TRIALSPORT 105 (Dezember) 1984, S. 22.