Fahrrad-Trial Moosen (1966)

Im Februar 2024 erhielt ich einen Brief aus Moosen am Simssee, nicht weit von Rosenheim entfernt. Manfred Mayr war bei der Recherche für ein Buch auf die Erwähnung eines Fahrrad-Trials in Kiefersfelden im Jahr 1966 gestoßen (mehr dazu später in einem eigenen Thema). Am Ende des Briefs teilte er mir noch fast beiläufig mit: „PS. Ich hab` als Schüler im Alter von 10 Jahren in Moosen ein Fahrradtrial für meine Freunde organisiert (…) es dürfte so um 1966 gewesen sein. Gefahren wurde natürlich mit Serienfahrrädern. Herrliche Waldsektionen!!“

Das war natürlich spannend, denn der Name Mayr ist mir ein Begriff noch aus der Zeit, als das Fahrrad-Trial expandierte und dann 1982 eine Deutsche Meisterschaft entstand … dazu habe ich sowieso eine Geschichte geplant, die ich schon viel zu lange vor mir herschiebe, die aber jetzt bald auf dieser Seite zu lesen sein wird! Jetzt kam auf einmal der besagte Brief. Ich hakte also nach und bekam dankenswerterweise viele interessante Informationen rund um sein Fahrrad-Trial in Moosen 1966 zugeschickt.

Der Trialsport war damals in Deutschland noch jung – ab 1955 gab es die ersten Motorrad-Trials und 1960 die erste Deutsche Meisterschaft. Schon ab 1962 führte der Motorsportclub Rosenheim (MCR) im nahen Moosen sein erstes Trial durch. Heinrich Mayr, ein älterer Bruder von Manfred Mayr, dürfte der Grund gewesen sein – er war im MCR aktiv und sein Name steht auf der Ausschreibung dieses ersten Motorrad-Trials in Moosen. Heinrich Mayr, der bis 1982 Motorrad-Trial fuhr, war 1957 beim allerersten Trial des RTC Traunstein mit dabei gewesen, zu dem damals 1000 Zuschauer kamen. 1962 fuhr er erstmals mit einer Lizenz beim Trial in Holzkirchen mit und lag damals vor Jacky Ickx, der ein Jahr später belgischer Trialmeister und später als Formel 1-Fahrer bekannt wurde. Und noch ein weiterer Bruder von Manfred Mayr war aktiver Motorrad-Trialer: Helmut Mayr, der 1962 bei eben jenem von seinem Bruder nach Moosen geholten Trial des MCR erstmals mitfuhr und in der Moped-Klasse gewann.

4. April 1965 in Moosen. Der Fahrer heißt Erwin Forster.

Manfred Mayr war also über seine beiden älteren Brüder und die Motorrad-Trials des MCR in Moosen „seit 1962 mit dem Trialvirus infiziert“, wie er schreibt. „1966 veranstaltete mein Bruder Heinrich den 1. Alpenpokallauf in der Trialgeschichte. Wir Kinder waren entsprechend motiviert. Ich hatte von meinen Brüdern zu Weihnachten eine kleine Trialmaschine mit Sachsmotor bekommen, mit der ich 1967 als Elfjähriger erstmals in Traunstein gestartet bin. Von den Teilnehmern unseres Fahrradtrials ist nur einer später Motorradtrial gefahren (Karl Neumayr im Alpenpokal).“ Manfred Mayr und Karl Neumayr hatten auch zusammen die Sektionen gesteckt und lagen bei ihrem kleinen Trial vorne. „Fahrradtrials hat es dann erst wieder ab 1981 gegeben.“

Man muß insofern an Ebstorf denken, als in beiden Fällen die Begeisterung und das Vorbild älterer Brüder für den im Aufschwung befindlichen Trialsport einen jüngeren Bruder mitriß, der daraufhin mangels anderer Möglichkeiten ein Fahrrad-Trial für seine Freunde im Dorf organisierte. Allerdings blieb es in Moosen bei einer einzelnen Veranstaltung, da Manfred Mayr ab 1967 mit der erwähnten (vermutlich 50er) Sachs Trial fuhr. Und ebenso wie in Ebstorf (siehe „Fahrrad-Trial-Club Ebstorf“ 1961-1964) endeten die Fahrrad-Aktivitäten dann abrupt, als der Protagonist auf das Motorrad umstieg.

Lassen wir Manfred Mayr nun zu seinem Fahrrad-Trial 1966 in Moosen zu Wort kommen:
„(Die Teilnehmer) waren nur meine Moosener Spielfreunde (ca. 10 Starter). Wir haben die Sektionen mit Abfallholz abgesteckt und sind gemeinsam gefahren. Jeder hatte eine Punktekarte – ich glaube, wir haben überzählige Karten vom Motorsportclub Rosenheim bekommen, die mein Bruder Heine (Heinrich) verwahrt hat.

Lageplan der Sektionen beim Fahrrad-Trial 1966 in Moosen. Die Runde – es wurde nur eine gefahren – war 2-3 Kilometer lang.

A- und E-Schilder haben wir uns – soweit erinnerlich – gespart. Gewertet wurde von allen gemeinsam. Die Sektionen waren gründlich vorbereitet/ausgeräumt, so dass für alle gleiche Bedingungen herrschten. Ich denke, es waren etwa 10 Sektionen. Trainiert hat jeder für sich. Leider gibt es keine Fotos!“ Manfred hat ersatzweise ein paar Fotos der Motorrad-Trials des MCR, die ihn damals motiviert hatten, mitgeschickt, von denen ich das schönste oben dazugestellt habe. So bekommt man eine Vorstellung von den Gegebenheiten. „Es waren alles Waldsektionen (auch mit Wurzeln und engen Passagen), die man gerade noch treten konnte. Die Vorderräder wurden allerdings teilweise schon versetzt! Es war alles fahrbar. Jede Sektion hatte Nuller und Fünfer. Die Siegerehrung gab es im Gasthaus Neumayr in Moosen (das inzwischen leider nicht mehr betrieben wird).“

Auch wenn es eigentlich schon oben aus dem zweiten Satz hervorgeht, sei angesichts der Zeitgleichheit der beiden Fahrrad-Trials in Moosen und in Kiefersfelden noch einmal betont: „Vom Kiefersfeldener Fahrradtrial haben wir damals nichts gewusst und die Kieferer konnten von uns auch nichts wissen. Wir waren allein durch die Motorradtrialveranstaltungen in Moosen angeregt, ein Fahrradtrial aufzuziehen. Mopeds hatten wir ja noch nicht…“

58 Jahre ist das alles jetzt her – und Manfred Mayr fährt noch beim Veteranen-Trial mit.