Kurzer Rückblick auf die Geschichte des Radsports

Das Fahrrad ist vom Aufwand-Wirkungsverhältnis her betrachtet eine der genialsten Erfindungen der Menschheit. Gerade im Hinblick auf die sich momentan zuspitzende Umweltproblematik ist das Fahrrad, das eine phantastische Bilanz in Bezug auf die Emissionen von Schadstoffen oder beim Rohstoff- und Platzverbrauch hat, aktueller denn je.

Das Fahrrad und der Radsport bis in die siebziger Jahre

Zur Zeit seiner Entwicklung zwischen rund 1860 und 1900 stand freilich noch allein die Erhöhung der Mobilität des Menschen im Blick. Aus diesem Grund war die Überwindung von Distanzen das Thema der Zeit und nicht die Fahrt durch das Gelände. Es bestand auch gar kein Bedürfnis, die damaligen idyllischen kleinen Straßen und Wege zu verlassen, die noch frei von motorisiertem Verkehr und dennoch zugleich der schnellste Weg waren. Die fehlende Geländetauglichkeit der anfänglichen Hochräder wurde deswegen kaum als eine Einschränkung empfunden. Anders war es mit deren Gefährlichkeit und schwieriger Fahrbarkeit, also mit dem Sicherheitsaspekt, der in den achtziger Jahren zur Entwicklung des Niederrads führte. Der indirekte Antrieb über eine Fahrradkette ermöglichte nun eine Übersetzung, damit auch kleinere Räder und eine günstigere Sitzposition zwischen den beiden Rädern. Das Fahrrad war jetzt sicherer geworden und leicht zu fahren. Es begann in den 1890er Jahren ein ungeheurer Aufschwung des Fahrrads, im Zuge dessen die Fahrräder billiger und für breitere Schichten erschwinglich wurden. Diese Entwicklung spiegelte sich natürlich auch im Radsport wieder. Viele neue Radrennen entstanden in dieser Zeit, von denen einige heute als Klassiker gelten.

Ein Geländesport war aber auch jetzt nicht dabei, obwohl das Fahrrad inzwischen geländetauglicher geworden war. Eine Ausnahme war das Querfeldein (auch französisch Cyclo Cross genannt), das aus einem Training von Straßenrennfahrern hervorging, die zur Abhärtung und Stärkung ihrer Kondition auf Wiesen- und Waldwegen trainierten. Der Umstand, daß auf den steilen oder über Treppen führenden Zwischenpassagen, mit denen man die einzelnen Wegstrecken zu einem Rundkurs verband, das Rennrad geschultert und gerannt werden mußte, macht deutlich, daß es eigentlich um die Förderung der Kondition unter erschwerten Bedingungen ging und nicht um das Fahren im Gelände. Das hat sich übrigens bis heute nicht viel geändert; viele Querfeldeinfahrer verfügen zwar über eine hervorragende Kondition, aber nicht über ebensolche Fahrfähigkeiten in schwerem Gelände und auch die bis heute verwendeten Rennräder sind dafür nicht optimal. Das Querfeldein, das immer eine gewisse Sonderstellung im Radsport einnahm, täuschte ein bißchen darüber hinweg, daß bis in die siebziger Jahre hinein eigentlich kein Fahrrad-Geländesport existierte.

Es bedurfte erst des Vorbilds des Motorradsports, daß der Radsport diese Lücke langsam zu schließen begann. Das geschah in breiterem Umfang erst ab den 1970er Jahren, als das Fahrrad-Trial und das BMX und etwas später das Mountain-Bike populär wurden. Einzelne Enthusiasten im Umfeld des Motorradsports waren aber bedeutend früher. Das älteste bisher bekannte Fahrrad-Trial fand 1947 in England statt (siehe Windlesham Wheelers` Trial) und in ähnlicher Weise gab es schon in den 50er Jahren in den Niederlanden „Fietscross“, 1 also Fahrrad-Cross, das dem Vorbild des Moto Cross sehr viel ähnlicher war als das spätere BMX.