Die Anfänge in Katalonien

Sant Feliu de Codines in Katalonien

Katalonien, vor allem der Großraum um Barcelona, war ein altes Zentrum des Motorradsports, das sich ab den Sechzigern auch zu einer Hochburg des Trialsports entwickelte. Mit Bultaco, Montesa und Ossa gab es gleich drei Hersteller von Offroad-Motorrädern in einer Region, die zugleich mit idealen Geländebedingungen gesegnet war. Viele neue Moto Cross- und Trialveranstaltungen entstanden in den Siebzigern, die Jugendliche mit ihren Fahrrädern inspirierten. Sabadell und Sant Feliu de Codines wurden zu den beiden wichtigsten Zentren des Bici-trial, wie das Fahrrad-Trial in Katalonien anfangs genannt wurde.

In Sabadell trafen sich Jugendliche offenbar schon in den frühen Siebzigern auf einem stadtnahen geeigneten Gelände und begannen, angeregt durch das Motorrad-Trial, Sektionen zu trainieren. 1975 wurden daraus organisierte Veranstaltungen, 1 die Oscar Puig organisierte, ein Vater von beteiligten Jugendlichen. 1976 gab es eine „Trophäe der Stadt Sabadell“ und 1977 entstand schließlich die erste katalanische Meisterschaft. Auch in Calella gab es schon 1975 ein erstes Bici-trial, von dem neuerdings sogar Filmaufnahmen aufgetaucht sind. Aufgrund der geografischen Dichte und des tollen Geländes im „Trial-Cluster“ Katalonien war die Entwicklung des Fahrrad-Trials dort dynamischer und intensiver als in Deutschland; es gab viel größere Starterfelder und eine hervorragende Infrastruktur.

In Verbindung mit dem Fahrradgeschäft „Cicles Montey“ wurde in Sabadell jetzt das erste in Serie gefertigte Trialfahrrad gebaut, das „Keni“. In Sant Feliu de Codines standen die Anfänge – offenbar ab 1975 und mit ersten Veranstaltungen 1977 – unter dem Eindruck des seit 1973 veranstalteten Dreitage-Trials für Motorräder Tres Dies dels Cingles de Berti. Josep Figueras war dort die zentrale Figur. Als Inhaber des Fahrrad- und Motorradgeschäfts „Motos Figueras“ baute er schon 1977 ein spezielles Trialfahrrad für Andreu Codina (Andreu Codina i Candelas, * 10.05.1964), der aus Sant Feliu de Codines stammt und dort der erfolgreichste Fahrer war. Später baute Josep – ein Moto Cross-Fahrer und hervorragender Ingenieur – dann das „Fidan“, ebenfalls in Kleinserie.

Der Name Pi tauchte erstmals 1978 im Fahrrad-Trial auf. Im September 1977 war der damals siebenjährige Ot Pi, den sein Vater Pere Pi (damals Pedro Pi) ursprünglich zu einem erfolgreichen Moto Cross-Fahrer machen wollte, bei einem Kinder-Moto Cross und -Trial in Montornès del Vallès gestürzt und wollte daraufhin vom Motorradsport nichts mehr wissen. Sein Vater ließ danach in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung seiner Firma Montesa, die auch schon das Wettbewerbsmotorrad für Ot gebaut hatte, ein kleines Trial-Fahrrad herrichten, damit Ot wenigstens beim Fahrrad-Trial mitfuhr: das war erstmals in Bellaterra 1978 der Fall (siehe unter Abschnitt 6 das Kapitel „Felix Krahnstöver und Pere Pi“). Aber erst, nachdem Pere Pi 1979 durch den Besuch von Felix Krahnstöver „die Kunde vom deutschen Fahrrad-Trial“ (siehe das gleichlautende Kapitel in Abschnitt 6) erhielt, erkannte er das Potential des Fahrrad-Trials und wandte sich nunmehr diesem sich damals rasant entwickelnden neuen Sport zu. Er holte daraufhin Andreu Codina, der 1978 und 1979 auf einem Figueras-Bike die katalanische Meisterschaft gewann, zu Montesa – als „Werksfahrer“ für die bald in Serie gebauten „Montesitas“ und als Trainer für Ot. 1981 erschien als das Ergebnis hiervon die Montesita T-15, während in dem ab November 1979 verkauften Modell T-10 und dem etwas späteren Modell T-5 noch keine besondere Entwicklungsarbeit gesteckt hatte (siehe hierzu unter Abschnitt 6 „Pere Pi macht das Fahrrad-Trial zu SEINER Angelegenheit“).

  1. Das japanische Regelheft „BTR (Baishikuru toraiaru)“ (Bicycle Trial) nennt dieses Datum nur wenige Jahre später (S. 2), was für die Zuverlässigkeit dieser Angabe spricht.